Die Deutsche Fibromyalgie Vereinigung (DFV) hatte mit Unterstützung der Lubinus-Stiftung zum Symposium eingeladen und die Resonanz der Betroffenen war überwältigend. Gerechnet hatte die DFV mit 80 Teilnehmern, doch unter dem Strich folgten mehr als dreimal so viele Gäste den Einladungen und Medienankündigungen. So wurde kurzerhand entschieden, die Vorträge aus dem Hörsaal in andere Räume der Schule für Physiotherapie der Lubinus-Stiftung live zu übertragen. In Windeseile konnte so ein großer Schulungsraum und die Lobby des Hauses in „Kinos“ umgewandelt, Monitore angeschlossen und Stühle aufgestellt werden. Da der Zuhörerstrom nicht abreißen wollte, fand am gleichen Abend eine zweite Veranstaltung statt, um die auch von außerhalb angereisten Teilnehmer nicht zu enttäuschen.
Nach einem Vortrag zum Fibromyalgiesyndrom von Bärbel Wolf von der DFV beschäftigte sich der Leitende Arzt für Schmerztherapie am Lubinus Clinicum, Dr. Wolfgang Wabbel mit den Besonderheiten dieser Krankheit. Das alle interessierende Thema: „Was ist eigentlich los mit mir? – Schmerz aus Sicht des Patienten und des Therapeuten“.
Dr. Wolfgang Wabbel weiß aus jahrelanger Erfahrung um die Verzweiflung der Betroffenen und deren Nöte und Ängste. Neuzigtausend Menschen, so berichtet er, litten allein in Schleswig-Holstein unter dem Fibromyalgiesyndrom, aber nur maximal 10% seien in regelmäßiger Behandlung. Fibromyalgie sei eine heimtückische Erkrankung, weil die Ursachen nicht leicht, wenn überhaupt zu finden seien. Viele Patienten fühlten am ganzen Körper Schmerzen, kämen nicht aus dem Bett und verlören dadurch ihre Arbeit.
Darüber hinaus fehlt auch vielfach das Verständnis der Umwelt. Viele Betroffene beklagen, dass sie nicht ernstgenommen und oft als Simulanten abgestempelt werden.
Der Mediziner weiß, dass der Schmerz die Betroffenen isoliert, die Patienten sich abkapseln, vereinsamen und extrem unsicher werden. „Der andauernde Schmerz raubt dem Patienten seine Würde, reduziert ihn“, meint der „Schmerzspezialist“.
Katalin Heyn, (Bildmitte) leidet zum Beispiel unter dauernder Müdigkeit, starken Schmerzen am ganzen Körper und akuten Schlafstörungen. Sie erhofft sich Ratschläge, um besser mit ihrer Krankheit umgehen zu können. Und genau damit konnte der Experte dienen. So empfahl Dr. Wolfgang Wabbel sich unbedingt an Ärzte oder Therapeuten zu wenden, die mit Medizinern unterschiedlicher Fachrichtung zusammenarbeiten.
Schmerztherapien könnten häufig das Leben mit der Krankheit zumindest erträglicher machen und die Regenerationsfähigkeit des Menschen stärken bzw. erhalten. Der erste Schritt sollte sein, dass der betroffene Patient aktiv wird, jede Art von Lethargie
ablegt, um aus diesem Teufelskreis herauszukommen.
Katalin Heyn hat durch das Symposium neue Denkanstöße erhalten und ist dankbar, sich mit gleichermaßen Betroffenen austauschen zu können. Sie will beim nächsten Mal auf jeden Fall wieder dabei sein.
(Text und Fotos: Gerd Rapior)